Unser Leserbrief an den General-Anzeiger

Am 4.12. erschien auf der Titelseite des General-Anzeigers der Artikel „Ein Herz für Minderheiten“, der sich mit dem Einsatz der Jusos in der SPD für die Belange und Rechte von Trans*menschen auseinandersetzte. Die Aussagen über den Stellenwert der Rechte eben jener Menschen bewegen uns dazu, mit diesem Leserbrief zu antworten. Es zeugt von einem fragwürdigen Menschenbild, dass hinter dem verspotteten Einsatz der Jusos für die Rechte von Trans*menschen lediglich ein fehlgeleitetes politisches Kalkül ausgemacht wird. Die Interessen dieser Menschen werden der Lächerlichkeit preisgegeben, wenn Herr Pfundt abfällig von jenen Menschen spricht, die „weder Männlein noch Weiblein“ sein wollen, so als handle es sich dabei um eine Karnevalskostümierung. Die Diskussion mag für viele abstrakt sein, weil man sich nicht vorstellen kann, wie das ist, transsexuell oder Transgender zu sein oder sich im falschen Körper zu fühlen. Wenn es dann heißt, dass das doch nur 20.000 bis 80.000 Menschen in Deutschland betreffe, deren Anliegen in die Nähe von Belanglosigkeiten gerückt werden, und das doch gar kein ausreichendes Wählerpotential für die SPD sei, ist das nichts anderes als menschenverachtend.

Hier schlägt man nicht auf den SPD-Nachwuchs ein, sondern auf Menschen, die in ihrem Alltag schon genug Diskriminierung erleben müssen. Das kann man sich als klassisch heterosexueller, weißer, männlicher Politikredakteur offenbar nicht vorstellen. Wir aber stehen für das Recht auf freie Selbstentfaltung des Einzelnen unabhängig von gesellschaftlichen Zwängen. Nimmt es der „Mehrheit“ etwas weg, wenn man auch „Minderheiten“ Gehör schenkt? Nein!

Und damit sind wir beim zweiten Punkt. Niemand muss sich persönlich für die Belange transsexueller Menschen interessieren. Aber Politik muss es. Folgt man den Ausführungen von Herrn Pfundt und seiner Prämisse, dass es in der Politik nicht um Inhalte, sondern stets um Wählerfang geht, dürften sich Parteien nur noch um die Interessen vermeintlich großer Bevölkerungsgruppen kümmern. In einem Land, das nach solchen Grundsätzen verfährt, möchten wir nicht leben. Ja, wir setzen uns auch für Minderheiten ein! Aus Überzeugung und nicht aus Berechnung, gerne auch gegen den Mainstream. Und dennoch ist es journalistisch unredlich, aus einem einzigen, wichtigen Antrag der Jusos zum SPD-Parteitag eine neue Strategie der SPD herauslesen zu wollen, so als habe die Sozialdemokratie nichts mehr zu bieten. Wenig zu bieten hat vielmehr der GA-Redakteur Pfundt, der sich über die als lächerlich gebrandmarkten Interessen von Trans*menschen erhebt, um die SPD als „Kleinstgruppen-Kümmerer“ zu verspotten. Wir können da leider nicht mitlachen.

Da sich der General-Anzeiger so interessiert an dem Thema zeigt, gehen wir nicht nur davon aus, dass diese Gegendarstellung auch auf der Titelseite erscheint, sondern bieten uns auch gerne an, eine ganze Reihe zur Situation und Lage von Trans*menschen mitzugestalten.

Mario Dahm, Jusos Rhein-Sieg

Jessica Rosenthal, Jusos Bonn

Imke Geske, Grüne Jugend Rhein-Sieg

Isabel Elsner & Lukas Benner, Grüne Jugend Bonn

Robert Wendt, SchLAu Rhein-Sieg

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